In den letzten Wochen (insbesondere im Zeitraum Anfang bis Mitte Juli) hat man viele wunderbare Fotos von dem Kometen Neowise gesehen. Mit bloßen Augen konnte man Neowise gegen 3 Uhr morgens so sehen, wie er auf den Fotos abgebildet wurde. Nun kommt er der Erde immer näher und seine Helligkeit hat leider abgenommen, da er sich damit auch von der Sonne entfernt und heute ist er der Erde am Nächsten, bevor er wieder in den Weiten des Weltalls verschwindet.
Überhaupt ist er nur noch über ein Fernglas oder über eine lichtstarke Optik zu erkennen. Wer heute kein Glück hat oder in den nächsten Tagen, muss leider über 6000 Jahre warten, um ihn wieder zu sehen.
Wer Glück hat mit der Wolkendecke sollte gegen 23 Uhr bis 1 Uhr nach Nordwesten schauen, also den Kompass (z.B. auf dem Handy) ca. 310 bis 330 Grad anzeigen lassen und dann 3-2 Handbreit nach oben schauen (25 bis 13 Grad über Horizont). Er sieht mit bloßen Augen aus wie ein lichtschwacher Stern mit einem Dunstschleier hinter sich (die Augen brauchen ca. 30 min. absolute Dunkelheit, um auch kleine Objekte am Himmel zu erkennen).
Hier zwei Fotos vom 21.7.20 von 23 bis 24 Uhr, an denen man erkennen kann, wie sich das Aussehen des Kometen verändert, um so näher er der Erde kommt:
Im Bild 1 sieht man, wie der Hintergrund noch aufgehellt ist, da die Sonne nur ca. 12 Grad unter dem Horizont steht. Der schöne goldfarbene Schweif mit seinem zweiten blau schimmernden Ionenschweif ist nur noch schwach zu sehen, stattdessen erscheint er vermehrt mit einem Grünstich im Kopf und der Schweif wirkt diffus.
Im zweiten Bild war es 1 Stunde später (kurz nach Mitternacht), der Grünstich kommt mehr hervor. Eine hochempfindliche Kamera und sehr viel längere Belichtungsdauer und viele Aufnahmen könnten die Farben des Kometen noch mehr hervorheben, dafür muss die Kamera nachgeführt werden um die Erdrotation auszugleichen. Hier ist abschließend eine Bearbeitung der Fotos nötig mittels einer Stackingsoftware und nachfolgend die Bearbeitung in Gimp, Photoshop, Lightroom, etc.
Leider übertreiben es einige Fotografen mit der Bildbearbeitung und so wirken manche Aufnahmen doch sehr künstlich oder beinhalten sogar falsche Farben, z. B. gibt es ein Bild mit Neowise, in dem der Schweif alle Farben des Regenbogen abbildet; nicht wenige haben diese Aufnahme für echt gehalten.
Da die Nacht noch jung war und die Wolkenfront nur langsam näher rückte, konnte ich noch gut 1 Stunde den kleinen Refraktor auf die Andromeda-Galaxie richten.
Diese Aufnahmen kann jeder erreichen, wenn man über …
– eine Kamera (APS-C, Vollformat, spiegellos) verfügt.
– eine gutes Weitwinkelobjektiv (Festbrennweite, 135 bis 200 mm idealerweise).
– und ein (stabiles!) Stativ, auf dem eine Montierung befestigt werden kann, wie z. B. der Star Adventure, iOptron, etc. („Reisemontierungen“), welche also Nachführen kann.